Gedenktafel für Sigmund Freud
an der Fassade des Sigmund-Freud-Museums in der Berggasse 19
In der Berggasse 19 lebte Sigmund Freud 47 Jahre lang. Seine analytische Praxis befand sich in diesem Haus, seine meisten Schriften hat er in der Berggasse verfasst, darunter auch die »Einführung in die Psychoanalyse«. Aufgrund des Nationalsozialismus floh er 1938 mit seiner engen Familie nach England.
Links: Wartezimmer
Rechts: Darstellung Freuds. Ehemaliges Türschild, Visitenkarte und Brillen
Das Freud-Museum wurde 1971 eröffnet und 2020 renoviert. Der Fußboden und der Fensterrahmen sind weitgehend im Originalzustand und haben zwei Weltkriege und die Zeit nach Freud überlebt.
Fensterrahmen im Original und Sternboden teilweise repariert
Sigmund Freud hegte eine Sammelleidenschaft. Er besaß eine Antikensammlung
von über 3000 Stück, welche er auf seinen Reisen oder bei
Antiquitätenhändlerinnen und -händlern in Wien erlangt hatte. Die
Antiken sind von ägyptischer, mesopotamischer, griechischer, römischer
und etruskischer, teilweise aber auch von chinesischer und
südamerikanischer Herkunft.
Freuds Sammelleidenschaft zeigte sich auch in seinem berühmtesten Werk Die Traumdeutung, welche Analysen von knapp 200 Träumen enthält. Freud bezeichnet Träume als eine »besondere Form unseres Denkens«, die die Erfüllung von unterdrückten, unbewussten Wünschen darstellen. Im Traum werden die Wünsche verarbeitet und umgeformt (Verdichtung), die Bedeutung wird verschoben (Verschiebung). Mithilfe des Traums wird der Ursprung ermittelt und der unterdrückte Wunsch entschlüsselt. (Foto: Die Traumdeutung. Seltene Erstausgabe)
Separatabdruck aus der von Sigmund Freud herausgegebenen Zeitschrift Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften
Links: Bruchstück einer Hysterie-Analyse
Rechts: Beitrag zur Kenntnis der Coca-Wirkung
»Die Strukturverhältnisse der seelischen Persönlichkeit, die ich vor Ihnen entwickelt habe, möchte ich in einer anspruchslosen Zeichnung darstellen, die ich Ihnen hier vorlege. [...] Es ist gewiß heute schwer zu sagen, inwieweit die Zeichnung richtig ist; in einem Punkt ist sie es gewiß nicht. Der Raum, den das unbewußte Es einnimmt, müßte unvergleichlich größer sein als der des Ichs oder des Vorbewußten. Ich bitte, verbessern Sie das in Ihren Gedanken«, so Sigmund Freud in seiner 31. Vorlesung Die Zerlegung der psychischen Persönlichkeit.
Die Bibliothek der Psychoanalyse im Sigmund-Freud-Museum ist Europas größte psychoanalytische Fachbibliothek. Die Bücher
repräsentieren einen kleinen Ausschnitt der Psychoanalyse und deren
unabschließbare Entwicklung bis zur Gegenwart. Die Psychoanalyse ist ein lebendiges und vielfältiges Feld der Forschung und der klinischen Praxis, sodass der
Forschungsstand fortlaufend aktualisiert wird und allfällige Lücken gefüllt werden.
Unfinished Library
Das Sigmund-Freud-Museum informiert nicht nur über das Leben und Wirken von Sigmund Freud, sondern auch über seine Tochter Anna Freud. Sie war die einzige von seinen sechs Kindern, die in seine Fußstapfen trat. Sie arbeitete bei ihm als Analytikerin und spezialisierte sich vor allem in der Kinderanalyse.
Anna Freud, im Hof der Berggasse, 1909