Beim ersten Blick auf die Wiener Gebäude bekommt man ein Gefühl von Ehrfurcht. Die imposanten Töne von Weiß, Gelb und Lachsrot haben eine neue Weltvision in mir geweckt. Die Wiener Architektur beeinflusste auch Freud, die Psyche auf andere Weise zu interpretieren.
Mit seinem Strukturmodell der menschlichen Psyche versuchte Freud zu erläutern, welche Konflikte sich dort ergeben können oder welche unbewussten Triebe und Bedürfnisse, wie z. B. die Sexualität, mit den Normen und Erwartungen der Gesellschaft kollidieren. Die drei psychischen Instanzen nach Freud sind repräsentativ für jedes Stockwerk: Das Dachgeschoss des Hauses symbolisiert die moralische Instanz, das »Über-Ich« (Ge-/Verbote), also die Werte und Normen, die uns Schranken setzen. Das Erdgeschoss steht für das Realitätsprinzip, das »Ich« (kritischer Verstand und Triebkontrolle), d. h. unsere Reaktion auf Reize. Der Keller symbolisiert das Lustprinzip, das »Es« (Libido und Todestrieb); hier wohnen unsere größten Ängste, Wünsche, Leidenschaften und Instinkte, die wir nicht ausdrücken dürfen.
